GESPRAECHSPSYCHOTHERAPIE

Gesprächpsychotherapie nach Rogers

Carl Rogers ist der Begründer der nicht-direktiven Gesprächpsychotherapie. Rogers fertigte als erster Gesprächsprotokolle von therapeutischen Gesprächen und versuchte herauszufinden, wann er in der therapeutischen Situation hilfreich sein konnte. Das zentrale Merkmal ist für Rogers das Zutagefördern jener Gedanken und Einstellungen, Gefühle und emotionell belasteten Impulse,

"...die sich um die Probleme und Konflikte des Individuums konzentrieren. ... Der Berater muss wirklich imstande sein, dem Klienten die Freisetzung zu ermöglichen, damit es zu einem angemessenen Ausdruck der grundlegenden Probleme seiner situation kommt." (Carl Rogers: Die nicht direktive Beratung. München 1972; Original: Counselling and Psychotherapie. Boston 1942, S. 123)

Im Therapieprozess steht die Suche des Klienten nach Hilfe am Beginn. Damit versucht er natürlich, die Verantwortung für die Lösung seiner Probleme dem Berater/Therapeuten zuzuschieben.
Im Zweiten Schritt, in dem dieser definiert, dass der Berater keine Patentlösung hat, aber in den Sitzungen dem Klienten helfen will, Lösungen zu erarbeiten, kommt es im gelungenen Gespräch dazu, dass der Klient wieder die Verantwortung für seine Probleme übernimmt. Er schildert dem 
Therapeuten seine Probleme, und dieser ermutigt ihn dazu, alle Gedanken und Gefühle auszudrücken.
In dieser Phase akzeptiert der Berater die Erklärungen des Klienten und versucht diesem zu einer klareren Sicht seiner Probleme zu verhelfen: Er verbalisiert das, was der Klient ausgedrückt hat - auch vor allem in Bezug auf die Gefühle - so dass dieser sich im idealfall vollkommen verstanden fühlt: "Ja, genau so habe ich es gemeint." Durch das tiefe Verstehen kann sich der Klient mit der Zeit öffnen und neben seinen negativen Gefühlen auch positive Gefühle entdecken. 

Der Berater hilft dem Klienten auch hier, diese positiven Gefühle bewusst wahrzunehmen, er akzeptiert sie in gleicher Weise wie vorher die negativen Gefühle. Diesem 
Prozessschritt folgt die Entwicklung positiver Impulse und kleiner Schritte mit neuen Erfahrungen unter dem Eindruck dieser positiven Impulse. Schließlich entwickelt der Klient 
Einsicht in sein so sein, wie er ist, und kann nun mit dem Berater daran gehen, zu überlegen, wie und was er ändern möchte. Die Funktion des Beraters besteht darin,

"...die verschiedenen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu klären und die Angst und die Mutlosigkeit, die das Individuum fühlt, anzuerkennen. Seine Funktion ist es nicht, zu einem bestimmten Ablauf zu drängen oder Ratschläge zu erteilen." (Carl Rogers: Die nicht direktive Beratung. München 1972; Original: Counselling and Psychotherapie. Boston, 1942 S. 47f).


Schließlich folgen den positiven Gefühle auch Handlungen in die neue Richtung, die das Individuum einschlagen will. 
Da das Individuum ja selbst diese Handlungen entwickelt hat, mit dem Berater für und wider durchgespielt hat, überlegt hat, was ist wenn... ist die Aussicht auf erfolgreiches Handeln überwältigend groß. Rogers beschreibt das als einen der faszinierendsten Aspekte dieser Therapie. 
Mit diesem Erfolg beginnt das Individuum neues Vertrauen in sich zu fassen. Die Einsicht in sein 'früheres' Handeln nimmt zu, und neues, verändertes Handeln wird immer mehr möglich. Dies führt zu steigender Unabhängigkeit vom Therapeuten und schließlich zur Beendigung der Therapie. 

Der hier skizzierte Ablauf bestätigte sich in der systematischen Erforschung hilfreicher Beziehungen mit dem Ansatz der nicht-direktiven Beratung. Quelle: Carl Rogers, Die nicht-direktive Beratung